Gründerporträt Susanne Gebert

Susanne Gebert ist promovierte Biologin und hat viele Jahre in der Pharmabranche gearbeitet. Ein beruflicher Wechsel wurde zum Neustart. Heute ist sie Inhaberin der „Agentur für Bildbiographien“ – und sehr glücklich mit dieser Wende in ihrem Leben.

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Dr. Susanne Gebert

geboren am 31. Januar 1966

reist gerne nach Italien

findet Umwege erschließen die Landschaft

hat zwei wunderbare Töchter (13 und 11 Jahre alt), eine fast ebenso wunderbare Familie (inklusive Zwergkaninchen) und seit etwa einem Jahr (m)einen Traumjob

 1. Seit wann bist Du selbständig, Susanne?

Offiziell seit Dezember letzten Jahres, „schwanger“ bin ich mit dieser Idee und den dazugehörigen Vorbereitungen schon mehrere Jahre gegangen.

 2. Was gefällt Dir besonders an der beruflichen Selbständigkeit?

Ich genieße es sehr, meine eigenen Entscheidungen treffen und umsetzen zu können. Während meines Angestellten-Daseins habe ich oft erlebt, wie bestimmte Maßnahmen erst mit großem Hype eingeführt wurden, um kurze Zeit später sang- und klanglos wieder zu verschwinden. Auch große Firmen beschreiten Umwege und verzetteln sich, das gehört zum Unternehmertum einfach dazu. Aber viele dieser Aktivitäten sind hektisch und sehr theoretisch am Reißbrett entstanden, zudem war die Kommunikation nicht gut. Oft war schon im Vorfeld absehbar, dass diese Maßnahmen in der Praxis und beim Kunden nicht funktionieren würden. In solchen Situationen hat es mir immer um die Zeit und Energie leidgetan, die meine Kollegen und ich in diese Projekte ergebnislos investiert haben. Jetzt mache ich meine eigenen Fehler, aus denen ich aber via Lerneffekt bislang großen Nutzen gezogen habe. Ich versuche, meine Entscheidungen möglichst ohne Hektik und mit Hilfe erfahrener Ratgeber zu treffen, und muss dabei beispielsweise auch keinem amerikanischen Mutterkonzern imponieren ….

 3. Wo liegen die Risiken, Stolpersteine aus Deiner Sicht?

Zweifel und Enttäuschung, wenn nicht alles so schnell klappt, wie man es sich wünscht. Als Gründer und Unternehmer braucht man einen „langen Atem“, Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten, die Bereitschaft, sich wirklich mit allen Bereichen seines Unternehmens zu beschäftigen und den Mut, Entscheidungen zu treffen – auch bei eher sperrigen Themen, bei mir beispielsweise Steuern und Recht, beides nicht meine besonderen Lieblingsthemen. Andererseits erledigen sich unangenehme Aufgaben leichter, wenn man in seiner eigenen Firma das tun kann, wofür man wirklich „brennt“.

 4. Welches Buch liest Du zurzeit?

Zurzeit lese ich wieder  „Ladylike“ von Ingrid Noll, für mich eine sehr gelungene Mischung aus Biografie, Krimi und Betrachtungen über das  Älterwerden. Generell liebe ich – wen wundert’s? – Biografien, wobei es in diesem Genre sowohl staubtrockene als auch wirklich faszinierende Bücher gibt. Gut geschriebene Lebensgeschichten lesen sich oft wie Krimis, und besonders wenn man selbst über Entscheidungen nachgrübelt, ist es spannend zu verfolgen, wie andere Menschen gedacht, gefühlt und entschieden haben, oder wie scheinbare Nebensächlichkeiten plötzlich lebensentscheidend werden.

 5. Was ist für Dich der größte Unterschied zwischen dem angestellt Arbeiten und der Selbständigkeit?

Die Chancen und die Risiken, die man als Unternehmer nun mal so hat. Zu Beginn hatte ich einige schlaflose Nächte am Schreibtisch, denn mir war sehr bewusst, dass jetzt alles von mir abhängt. Das Konzept für meine Agentur hatte ich schon lange im Kopf, aber wenn Theorie auf Wirklichkeit trifft, gibt es Reibungsverluste, Schwierigkeiten bei der Umsetzung etc. Das war eine sehr anstrengende, gleichzeitig aber auch eine sehr erfüllte Zeit, denn ich durfte meine Fähigkeiten und Erfahrungen in ein Projekt einbringen, hinter dem ich hundertprozentig stand und stehe. Einerseits trägt man als Selbständige(r) Verantwortung und Risiko allein, andererseits ist es einfach schön, wenn nach und nach aus einer Idee eine funktionierende Firma wird, die Interesse und Aufmerksamkeit weckt, Kunden gewinnt und weiterempfohlen wird. Ein zweiter Aspekt ist das Zeitmanagement: Ich arbeite mindestens genauso viel wie in meinem Angestellten-Job, kann mir meine Arbeitszeit aber selbst einteilen. Früher waren für mich zum Beispiel sechs Wochen Sommerferien ein organisatorischer Spagat zwischen Hort und schlechtem Gewissen, jetzt teile ich mir meine Zeit so ein, dass sie zu Ferienzeiten und entsprechenden Aktivitäten passt. Das macht uns alle zufriedener.

 6. Worauf möchtest Du nicht verzichten?

Auf meine Familie (inklusive Zwergkaninchen).

 7. Was hat den Ausschlag gegeben für Deine Selbständigkeit?

Ich habe viele Jahre im Vertrieb eines großen Pharmaunternehmens gearbeitet und insbesondere die Zusammenarbeit mit unseren Kunden – Veranstaltungen organisieren, Vorträge erstellen, Literaturrecherche etc. – hat mir sehr viel Spaß gemacht. Irgendwann begann dann die Phase der Umstrukturierungen, mein Aufgabengebiet wurde immer größer, die Verantwortung wuchs, und ich hatte mehr und mehr den Eindruck, dass unsere Kunden meinem Arbeitgeber generell immer gleichgültiger, dafür interne Prozesse, Meetings und Tagungen immer wichtiger wurden. Das war ein sehr ärgerlicher Trend, denn immerhin sind Kunden die Leute, die die Gehälter bezahlen und den Aktionären Renditen bescheren. Mein Job hat sich im Lauf der Zeit so verändert, dass ich mir vor einigen Jahren die Frage zu stellen begann, ob ich dieses Hamsterrad wirklich bis zur Rente durchhalten möchte, zumal  „work-life-balance“ und „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ bei mir und meinen Kollegen nur noch auf dem Papier standen.

Die nächste Umstrukturierung kam, und nach einigen Jahren wachsender Unzufriedenheit habe ich – natürlich nach Rücksprache mit meiner Familie – mein Angestellten-Dasein beendet, um meine lang erträumte Agentur zu gründen. Ich habe diesen Schritt bislang keinen einzigen Tag bedauert, und das Schöne ist, dass es uns auch als Familie besser denn je geht.

 7. Wie verbringst Du Deine freie Zeit?

Kurz nach meiner Gründung habe ich die „Sechs-Tage-Woche“ eingeführt. Wochenendarbeit gab es während meines Angestellten-Daseins zwar auch, aber ich habe immer versucht, sie in Maßen zu halten, um für meine Familie und auch für mich Zeit zu haben. Nun war sie also plötzlich da, auch Urlaub und Feierabend waren reduziert, da ich ständig das Gefühl hatte, mir als Unternehmerin keine freie Zeit gönnen zu dürfen. Das funktioniert eine Weile, wenn man für seine Aufgabe brennt, aber man muss wirklich aufpassen, dass man sich nicht verbrennt. Mittlerweile sind die ärgsten Anfangsschwierigkeiten überstanden, alle bürokratischen Formalitäten erledigt, und ich tendiere wieder zur „Fünf-Tage-Woche“, wobei es immer mal Phasen gibt, in denen einfach zu viel zu tun ist. Über meine Mädchen habe ich das Schwimmen als Ausgleich wieder für mich entdeckt, außerdem lese ich sehr gern.

 

 8. Welchen „Gründungsmythos“ sollten wir (alle) aufgeben?

Den Mythos „selbständig = selbst + ständig“ würde ich zumindest teilweise in Frage stellen. Anfangs wollte ich aus Kostengründen möglichst viele Aufgaben in meiner Agentur selbst erledigen, inklusive des von mir nicht so geliebten Themas Steuern. Ich habe dann aber ziemlich schnell gemerkt, dass es unglaublich viel Zeit kostet, mich in alle Finessen des Steuerrechts einzuarbeiten, und dass ein Profi – der Steuerberater – zwar einen höheren Stundensatz als ich hat, aber auch viel schneller und effektiver ist. Daher wäre mein Rat, sich in den Bereichen, in denen es sich rechnet, professionelle Hilfe zu holen und die gewonnene Zeit lieber ins eigentliche Kerngeschäft zu investieren.

 9. Welchen Tipp kannst Du aus heutiger Sicht zukünftigen Gründern geben?

Möglichst ohne Hektik und durchdacht seine Ziele verfolgen. Und bei allem Denken nicht das „Bauchgefühl“ außer Acht lassen – das ist nicht immer da, stellt sich aber irgendwann ein, wenn man längere Zeit mit einer Idee „schwanger geht“.

 

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gebert@bildbiographien.de

www.bildbiographien.de

 Vielen Dank, Susanne! Ich freue mich schon jetzt auf neue, schöne Produkte aus Deiner Produktion. Geschenkideen….

 

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